„Der Arbeitsmarkt in MSE erlebte im September die übliche saisonale Belebung nach der Sommerpause – mit einem Rückgang der Arbeitslosenzahlen um 256 Personen – trotz der herausfordernden Umstände. Allerdings sind erste Anzeichen einer Konjunkturflaute erkennbar, wenn auch nicht deutlich spürbar. Auffällig war jedoch, dass die Zahl derjenigen, die aus der Arbeitslosigkeit heraus eine neue Beschäftigung fanden, in noch keinem September so niedrig war wie in diesem Jahr. Dies spiegelt die veränderte Dynamik auf dem Arbeitsmarkt wider und deutet darauf hin, dass Unternehmen bei Neueinstellungen von arbeitslosen Personen vorsichtiger agieren. Dennoch zeigt sich der Arbeitsmarkt weitgehend solide, während wir in den Herbst übergehen“, sagte der Chef der Neubrandenburger Arbeitsagentur, Thomas Besse, anlässlich der monatlichen Pressekonferenz am 29.09.2023.
Die MSE-Arbeitslosigkeit im Überblick
- Arbeitslose gesamt: 10.823 (- 256 zu 08.2023, +201 zu 09.2022)
- Arbeitslosenquote: 8,4 % (+0,1 Prozentpunkte zu 09.2022)
- Betreuung arbeitsloser UkrainerInnen: 746 (-32 zu 09.2022)
- Freie gemeldete Arbeitsstellen: > 2.900
- Niedrigste Arbeitslosenquote: 5,8% (Röbel)
- Höchste Arbeitslosenquote: 11,4% (Hauptagentur Neubrandenburg)
In Anbetracht der Spätsommerbelebung am Arbeitsmarkt äußerte sich Thomas Besse vorsichtig optimistisch: “ Besonders erfreulich ist der überproportionale Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit (15 bis <25 Jahre), die im Vergleich zum Vormonat um 85 Personen oder 7 Prozent gesunken ist. Insbesondere junge Menschen, die nach ihrer Ausbildung vorübergehend arbeitslos waren, haben nun wieder eine Arbeitsstelle gefunden. Dies zeigt, dass Unternehmen die Gelegenheit genutzt haben, engagierte junge Fachkräfte einzustellen.“
Trotz der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen, über die Unternehmen aufgrund des konjunkturellen Gegenwinds berichten, spiegelt sich dieser bisher nur vereinzelt in den Arbeitsmarktzahlen wider. „Wir werden genau beobachten, ob die Herbstbelebung, auf die die ersten Anzeichen im September hindeuten, anhält. Im September verzeichneten wir einen erfreulichen Anstieg von 24 Prozent bei denjenigen, die erfolgreich aus der Arbeitslosigkeit heraus eine neue Beschäftigung gefunden haben. Gleichzeitig sank die Zahl derer, die sich nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes neu oder erneut arbeitslos melden mussten, um 21 Prozent. Beide Entwicklungen tragen zu einer gesteigerten Dynamik auf dem Arbeitsmarkt im September bei“, erklärte Besse. Er fügte hinzu: „Im Frühjahr gab es eine gewisse Zurückhaltung bei Neueinstellungen, was zu einer geringeren Dynamik auf dem Arbeitsmarkt führte. Jetzt, im Spätsommer, sehen wir jedoch eine leichte Belebung, was uns verhalten optimistisch stimmt.“
Mit Blick auf die kommenden Monate äußerte der Arbeitsagenturchef: „“Für das kommende Winterhalbjahr erwarten wir aufgrund saisonaler Gegebenheiten einen üblichen Anstieg der Arbeitslosenzahlen. Darüber hinaus gestaltet es sich derzeit als äußerst herausfordernd, die Auswirkungen der wirtschaftlichen Lage auf den Arbeitsmarkt in den nächsten Monaten verlässlich einzuschätzen. Daher ist der Umfang dieser Veränderungen aktuell nicht seriös einzuschätzen. Diese Prognose ist auch deswegen besonders herausfordernd, da Unternehmen trotz erheblicher Belastungen viel tun, ihre Fachkräfte zu halten. Besse unterstrich: „Unsere Analyse der Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt in der Seenplatte basiert ausschließlich auf Fakten, nicht auf subjektiven Einschätzungen.“
Weiter erklärte Besse: „Mit Beginn der Pandemie sind die Jobchancen von langzeitarbeitslosen Menschen stark zurückgegangen und haben sich seither nicht wieder erholt. Entsprechend liegt die Langzeitarbeitslosigkeit aktuell deutlich über dem Vor-Corona-Niveau und das, obwohl wir insgesamt einen hohen Arbeitskräftebedarf haben.“ Der Anteil der Langzeitarbeitslosen in MSE ist in den letzten fünf Jahren merklich gestiegen. Lag dieser vor der Corona-Pandemie im September 2019 bei 42 Prozent (insgesamt 4.358 Personen), waren es im September dieses Jahres 55 Prozent. Insgesamt 4.662 Personen. Und damit jeder Zweite.
„Wir wissen“, ergänzte Besse, „dass viele der länger als ein Jahr arbeitslosen Menschen, nicht über ausreichende Qualifikationen verfügen. Die Arbeitsagentur sowie die beiden Jobcenter im Landkreis gehen auf diese Menschen zu und prüfen mit ihnen gemeinsam, mit welchen Qualifizierungen sie wieder Fuß am Arbeitsmarkt fassen können. Unser Ziel ist es, aktiv die berufliche Weiterbildung dieser Menschen zu fördern, bis hin zu vollwertigen beruflichen Abschlüssen. Die Unterstützung und Förderung von Qualifizierung ist uns ein wichtiges Anliegen, denn am Arbeitsmarkt werden vor allem qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber gesucht. 7 von 10 Stellenausschreibungen richten sich an qualifizierte Fachkräfte mit dualer Ausbildung. Leider verfügen derzeit 4 von 10 der arbeitslos gemeldeten Personen in der Seenplatte (4.787 oder 44 Prozent) nicht über einen beruflichen Abschluss. In dieser Gruppe sehen wir das größte Potenzial, um sie für den Fachkräftemarkt zu qualifizieren und zu fördern.“
Mehr als 2.900 gemeldete freie Arbeitsstellen: Qualifizierte Arbeitskräfte sind gefragt
Im Landkreis MSE ist die Zahl der offenen Stellen gegenüber dem Vormonat gesunken. Zurzeit gibt es 2.931 freie Arbeitsstellen (-114 zu 08.2023, -150 zu 09.2022).
Größte Nachfrage im September 2023: Baugewerbe (471 freie Stellen im Bestand); Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (335); verarbeitendes Gewerbe (317); Gesundheits- und Sozialwesen (316); Gastgewerbe (225).
Kostenfreie Arbeitgeber-Service-Rufnummer: 0800 4 5555 20.