Gleich mit zwei hochkarätigen Terminen beendete die Wirtschaftsförderung Mecklenburgische Seenplatte GmbH (WMSE) am 23. und 24.11.2022 für dieses Jahr die gefragte Veranstaltungsreihe #MSEwasserstoff. Mit dieser, gestartet am 25.11.2021, unterstützt die WMSE Projekte der Schlüsseltechnologie in MSE und vernetzt diese und Interessenten mit bundesweiten Branchenexperten unterschiedlicher Bereiche.
In vorherigen #MSEwasserstoff-Veranstaltungen haben verschiedene Experten in spannenden Vorträgen zu technischen Möglichkeiten vom Um- über den Neubau wasserstoffbetriebener Nutz-Fahrzeuge bis hin zur verfügbaren und erforderlichen Tankstellenstruktur oder Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten bereits ein breites Spektrum für den Einsatz in der Mobilität umrissen. Am 23.11.2022 wurde es konkret. Die WMSE konnte mit dem „fyuriant“ den Prototypen eines brennstoffzellenelektrisch betriebenen Zero-Emission-Trucks der Clean Logistics SE (Hamburg) nach MSE holen. Im EGZ Waren (Müritz) hatten rund 60 TeilnehmerInnen – Spediteure, Logistiker, Vertreter von Stadtwerken und andere Fuhrunternehmen – Gelegenheit, die per Wasserstoff betriebene Zugmaschine von allen Seiten zu begutachten, den beiden mitgereisten Clean Logistic Experten Maik Groß und Tade Schnor ihre Fragen zum Fahrzeug, zur Technologie, Verfügbarkeiten, Einsatzbedingungen und Kosten stellen. Relevant war für alle Interessierten natürlich auch die Frage der Betankung. Hier standen Jean-Marie Poignon und Gunnar Meiselbach von der GP Joule GmbH direkt am Fahrzeug und in einem parallel laufenden Workshop Rede und Antwort. Als Partner von Clean Logistics plant GP Joule den weiteren Ausbau des grünen Wasserstoff-Tankstellennetzes und damit die Vereinfachung des Einstiegs in die emissionsfreie Logistik für interessierte Unternehmen. Die die geplanten 5.000 Brennstoffzellen-LKW, die Clean Logistics in absehbarer Zeit auf die Straße bringen will, ggf. auch leasen können. Vor allem zu den Fragen der Finanzierung oder Förderung des Einstiegs in emissionsfreie Mobilität standen den Teilnehmenden neben den Unternehmensvertretern vor Ort auch Robert Grzesko vom Kompetenzzentrum Alternative Mobilität M-V (emevo) im Leea Neustrelitz, Nadine Dreier vom Landesverband des Verkehrsgewerbes M-V e.V. und Hannah Kusche von der Wasserstofftransferstelle im Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit M-V Rede und Antwort.
Am 24.11.2022 folgte dann im Rahmen der digitalen Expertenrunde „#MSEwasserstoff – Wasserstoff für alle“ noch einmal ein breites Themenspektrum rund um die Wasserstofftechnologie. Ausgesuchte Experten – Jörn-Philip Pfeiffer (APEX Group), Zeyad Abul-Ella (HPS Home Power Solution AG), Michael Weis (SFC Energy AG), Tilman Müller (Zukunft-Umwelt-Gesellschaft (ZUG) gGmbH und Thomas Kals (Deutsche Kreditbank AG) – zeigten rund 160 Interessierten, dass die Wasserstofftechnologie als einzige Möglichkeit, erneuerbare Energie nicht nur zu nutzen, sondern auch zu speichern und zu transportieren, eine Technologie ist, die für jeden Arbeits- und Lebensbereich relevant und in Teilen bereits verfügbar ist.
In industriellem Rahmen steht dafür die APEX-Group, die erst kürzlich die deutschlandweit erste mobile 700bar-Tankstelle mit genereller Betriebserlaubnis in Rostock-Laage auf Europas erstem CO2-neutralen Industriepark eröffnete und sich in den Bereichen Projekt- und Speichergeschäft als Schlüsselpartner für alle Anforderungen sieht. Jörn-Philip Pfeiffer wies darauf hin, dass die Apex Group als Mitglied des Wasserstoffcluster M-V wasserstoff-interessierten Unternehmen und Kommunen hinsichtlich ihrer Anfragen kostenfrei beratend zur Seite steht.
Die HPS Home Power Solutions AG hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Energiewende zu Gunsten CO2-neutraler, emissionsfreier Lösungen im Gebäudebereich zu ermöglichen – mit 40 Prozent immerhin der größte Sektor fossilen Energieverbrauchs – und den Kunden Energiesicherheit zu geben. Mit „picea“ hat das, erst 2014 in Berlin gegründete, Unternehmen mit mittlerweile mehr als 200 Mitarbeitenden und mehr als 300 verkauften Anlagen ein viel beachtetes und ausgezeichnetes erstes funktionsfähiges Solar-Wasserstoff-System für das Eigenheim entwickelt. „picea+“ ist die weiterentwickelte Lösung für größere Bedarfe. Das System garantiert, so Vorstand Zeyad Abul-Ella, eine ganzjährige, unabhängige und CO2-neutrale Stromversorgung durch die Speicherung und bedarfsgemäße Rückverstromung von selbst erzeugter Solarenergie in einem hauseigenen Wasserstoff-Langzeitspeicher, umgesetzt als ganzheitliche Lösung inklusive umfassender Services und Garantien.
Mit mobilen Brennstoffzellen-Lösungen auf Wasserstoffbasis präsentierte Michael Weis von der SFC Energy AG einen bereits umsetzbaren Ansatz der emissionslosen Stromversorgung – interessant u.a. für die Baustellenversorgung, für die Veranstaltungsbranche und für alle, die kurz- bis mittelfristig eine emissionsfreie, netzferne Stromversorgung benötigen bzw. als Netzersatzanlage für kritische Infrastrukturen.
Auf das Thema Finanzierung beziehungsweise Förderung gingen die Referenten der ZUG gGmbH und der DKB ein. So rief Tilman Müller von der ZUG gGmbH – 2017 gegründet zur Unterstützung des Bundesumweltministeriums bei der Umsetzung förderpolitischer Ziele – zu investiven Klimaschutzprojekten in Kommunen und im kommunalen Umfeld auf. Förderfähig sind dabei vor allem Modellprojekte der Handlungsfelder Abfallentsorgung, Abwasserbeseitigung, Energie- und Ressourceneffizienz, grüne Logistik, Smart-City – mit einer Förderquote von 70 Prozent, bei nachweislich finanzschwachen Kommunen bis 90 Prozent und maximal 10 Mio. Euro.
„Kredite für Deutschland“ ist laut Thomas Kals das, wofür die 1990 gegründete DKB, eine 100-prozentige Tochter der Bayrischen Landesbank, steht und mit einer Bilanzsumme von 135 Mrd. Euro zu den Top-20-Banken Deutschlands gehört. Die Forderung, die Energiewende weiter zu denken, untermauert die DKB mit ihrer Expertise in der Finanzierung von Erneuerbare-Energien-Projekte als konzeptbasierte Finanzierung – unter anderem mit einem Energie-Kompetenzcenter, in dem neben Bankern auch Ingenieure arbeiten. In Zahlen sind das bisher 4.500 finanzierte Projekte in Wind, Solar, Biogas und Wasserkraft mit einem Kreditportfolio von 12 Mrd. Euro.
WMSE-Geschäftsführerin Sabine Lauffer resümierte nach dem umfassenden Wasserstoffprogramm am 23. und 24.11.2022 und angesichts des großen Interesses seitens der Unternehmen in MSE, dass bezüglich der Zukunftstechnologie bereits viel erreicht wurde, noch mehr in Arbeit ist und wir – Land, Landkreis und Unternehmen – jetzt aktiv werden müssen, um an den Entwicklungen im Wasserstoff-Bereich zu partizipieren.
Die nächste #MSEwasserstoff findet im Frühjahr 2023 statt.
Die Vorträge aller #MSEwasserstoff-Veranstaltungen und Bildmaterial sind hier abrufbar.