Nach dem guten Sommer bleiben die Sorgen im norddeutschen Tourismus

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Die Stimmungslage in der norddeutschen Tourismuswirtschaft hat sich nach einer guten Sommersaison verschlechtert. Vor allem die Erwartungen für die Geschäftslage in der nächsten Saison werden von Gastgewerbe und Reisewirtschaft deutlich negativer eingeschätzt als im Frühjahr 2023. Neben den
Dauerthemen der Kostensteigerung und des Personalmangels, bereiten die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen den Betrieben Sorgen. So lautet die erste Einordnung der Tourismuskonjunkturumfrage der norddeutschen IHKs, an der knapp 850 Betriebe aus Tourismus- und Reisewirtschaft teilgenommen haben.

Konkret sank der Geschäftsklimaindex im Gastgewerbe von zuletzt 112 auf aktuell 99 Punkte, in der Reisewirtschaft von 133 auf 117 Punkte. Der aus der Umfrage ermittelte Konjunkturklimaindex bildet die aktuelle Stimmung der Branchen zwischen 0 und 200 Punkten ab.
„Die Übernachtungszahlen nähern sich in vielen, aber noch nicht allen Bereichen, an die vor-Corona-Daten aus 2019 an. Gleichzeitig sind die Betriebe mit Kostensteigerungen in den meisten Bereichen konfrontiert, die sie nicht vollständig an die Gäste weitergeben können“, fasst Klaus-Jürgen Strupp, Vorsitzender der IHK Nord, die Branchenlage zusammen. Zudem haben in diesem Sommer die inländischen UrlauberInnen wieder vermehrt das Ausland angesteuert, und in Kombination mit dem zeitweisen schlechten Wetter an den Küsten sorgte dies zusätzlich für eine teilweise geringere Auslastung im Norden.

Dennoch sind die Betriebe mit der Sommersaison 2023 zufrieden. 47 Prozent der Unternehmen im Gastgewerbe beurteilen diese als gut, 40 Prozent als befriedigend und nur 13 Prozent als schlecht. Die Erwartungen an die nächste Saison sind allerdings gedämpft. Rund 40 Prozent der Unternehmen
erwartet eine ungünstigere Geschäftslage. Nur 13 Prozent gehen von einer Verbesserung aus.
Als größte Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung sieht das Gastgewerbe in der aktuellen Umfrage die Energie-, Lebensmittel- und Rohstoffpreise (79 Prozent) sowie die Arbeitskosten (69 Prozent) an. Danach folgen fehlende Arbeitskräfte (67 Prozent) und wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen (62
Prozent).

„Die gestiegenen Kosten belasten neben den Betrieben auch die Privathaushalte. In diesem Jahr konnten wir feststellen, dass die Gäste nicht unbedingt am Urlaub, aber im Urlaub sparen. Die touristische Wertschöpfung in der Region sinkt daher“, erläutert Klaus-Jürgen Strupp.
„Für die norddeutsche Tourismusbranche gilt leider: zu viel Bürokratie und zu wenig Personal. Um dem starken Personalmangel in Hotels und Gaststätten zu begegnen, sollten kluge Anreize gesetzt werden. Konkret bedeutet dies: Mehr systematische Berufsorientierung an den Schulen, vor allem an den
Gymnasien, und eine Stärkung der Weiterbildung durch attraktive Rahmenbedingungen. Nicht zuletzt sollten wir die Fachkräftezuwanderung verbessern. Die überladene Bürokratie ist bei der arbeitsmarktorientierten Zuwanderung ein echtes Hemmnis“, so Klaus-Jürgen Strupp abschließend.

Ergebnisse der Konjunkturumfrage

www.ihk-nord.de

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