MSEwasserstoff: Das Wasserstoffkernnetz wird in M-V eher verfügbar sein, als im Süden

Am 10.04.2025 fand die elfte MSEwasserstoff der Wirtschaftsförderung Mecklenburgische Seenplatte GmbH (WMSE) statt. Rund 70 zugeschaltete Interessenten folgten den Ausführungen der vier Referenten aus Politik und Wirtschaft zum Thema „Das Wasserstoffkernnetz und seine Potenziale für MSE“.

Einen ersten Überblick dazu gab Sven Morgen, Seniorexperte Wasserstoff- und Gasinfrastruktur bei der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena). Im Oktober 2024 final genehmigt, soll das Wasserstoffkernnetz bis 2032 über 9.040 km neu bzw. bestehende Infrastruktur umgebaut werden. Kostenpunkt: 18,4 Milliarden Euro. Was laut Morgen nur mit einer umfassenden Förderung und deutlicher regulatorischer und politischer Unterstützung realisierbar sein wird. Klar ist dabei, so Sven Morgen, dass selbst bei realisiertem Hochlauf 50 bis 70 Prozent des Wasserstoffbedarfes aus Importen gedeckt werden müssen. Der Auf- und Ausbau der, für den Transport aus Herstellerregionen wie Marokko oder Spanien aber auch Schweden, Irland oder Schottland, erforderlichen Infrastruktur wird laut Morgen von Nord nach Süd erfolgen. Was ein eindeutiger Standortvorteil für M-V und MSE ist. Hier wird das Wasserstoffkernnetz schneller verfügbar sein, als im Süden.

Hanna Steinbrink von der Gascade Gastransport GmbH zeigte auf, in welchem Umfang und in welchem Zeitrahmen der Transportnetzbetreiber mit 3.700 km Gasfernleitungen seine Pipelinestruktur auf den Transport von Wasserstoff umstellt. Im Projekt „Flow“ schafft das Unternehmen bereits in diesem Jahr ein leistungsstarkes Transportsystem über 400 km von Lubmin bis Bobbau für on- und offshore in M-V gewonnene Energie. Bis 2035 will Gascade ein umfassendes Wasserstoff-Transportnetz von Nord- nach Süddeutschland, von Rostock und Lubmin bis Stuttgart realisiert haben – durch Umrüstung vorhandener Leitungen und durch den Neubau von Pipelines inklusive der Netzkopplung an Regionalnetze außerhalb des Kernnetzes.
M-V hat dabei laut Hanna Steinbrink eine besondere Rolle als Erzeuger Erneuerbarer Energien und als wichtiger Verteilerpunkt für den Transport von Wasserstoff.

Gunnar Meiselbach von der GP Joule GmbH, ein Vorreiter in Sachen Erneuerbare Energien, der mit Wind- und Solarparkprojekten, Wärmenetzen, Ladeinfrastrukturprojekten und Wasserstofftankstellen samt Elektrolyseuren von Flensburg bis Augsburg die gesamte Wertschöpfungskette von der Erzeugung über die Umwandlung und Verteilung bis zur Nutzung abdeckt, stellte aktuelle Projekte in MSE vor. Für das Projekt Wasserstoffnetz Oberes Tollensetal, mit dem die Kommunen Altentreptow, Friedland, Neubrandenburg und Trollenhagen Gewerbe- und Industrieareale zu G3 Grünen Gewerbegebieten entwickeln wollen, realisierte GP Joule im Auftrag des Regionalen Planungsverbandes MSE eine Machbarkeitsstudie für eine Wasserstoff-Anschlusspipeline an die Flow-Pipeline bei Lubmin. Für Friedland konzipierte das Unternehmen den Energiepark Friedland mit eigener PV-Anlage, Wasserstofferzeugung im Industriegebiet und Errichtung einer Tankinfrastruktur. Beiden Projekten gemein sind bei einer Umsetzung die Frage nach potenziellen Abnehmern und somit nach der Wirtschaftlichkeit der Anlagen und Investitionen. Auch hier braucht es laut Meiselbach eine eindeutige Unterstützung der Politik auf regionaler, Landes- und Bundesebene.

Zum Abschluss der Veranstaltung gab Dr. Stefan Kaufmann, ehemaliger Innovationsbeauftragter für grünen Wasserstoff im Bundesbildungsministerium und Mitglied des Bundestages, eine Einschätzung zur Berücksichtigung der Wasserstoffthematik im aktuellen Koalitionsvertrag. Mit dem Willen, durch ein Monitoring bis Sommer 2025 den aktuellen Stand des Wasserstoffhochlaufs zu ermitteln, diesen in allen Farben zu nutzen, durch die beinhaltete Aspekte wie Mobilität, Fusions- und Wasserstoffforschung oder Fördermaßnahmen wird laut Dr. Kaufmann deutlich, dass die Politik die Bedeutung des Themas erkannt hat, ihm entsprechen möchte. Zu lösen bleibt allerdings die Frage der Finanzierung über einen geplanten Investitionsfonds von 100 Milliarden Euro. In diesen sollen nur 10 Milliarden Euro aus dem geplanten Sondervermögen fließen. Der Rest soll privat finanziert werden. Durch das Bekenntnis der Politik zur Bedeutung von Wasserstoff für Deutschland erwartet Dr. Kaufmann eine Beschleunigung des Wasserstoffhochlaufes, auch durch die Entwicklung systemnaher Technologien. Insgesamt muss laut Dr. Kaufmann jedoch eine große Klammer geschaffen werden aus Produzenten, Abnehmern, Finanzierungsinstrumenten für erforderliche Investitionen und bezahlbaren Energiepreisen. Nur so könne der Industriestandort Deutschland erhalten werden.

„Die Verfügbarkeit und Versorgungssicherheit mit grüner Energie ist ein immer wichtigeres Argument für Ansiedlungen“, fasst Sabine Lauffer, Geschäftsführerin der WMSE, zusammen. „Wir haben das Thema Wasserstoff im November 2021 hier in MSE mit auf den Weg gebracht. Natürlich läuft bei einer solch umfassenden wirtschaftlichen und energetischen Restrukturierung nicht immer alles wie gewünscht. Step by step entwickeln sich jedoch Projekte und Ansätze. Die in jedem Fall eines sind: positiv für die wirtschaftliche Entwicklung des Standortes MSE.“

Die nächste MSEwasserstoff findet am 17.07.2025 statt.


Mitschnitte, Vorträge und Kontaktdaten der Referenten:
www.wirtschaft-seenplatte.de/msewasserstoff

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