Von Oktober 2023 bis September 2024 haben sich insgesamt 1.338 Jugendliche bei der Berufsberatung der Neubrandenburger Arbeitsagentur gemeldet und bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz beraten lassen. Das sind 19 mehr als im Vorjahresvergleich. Im gleichen Zeitraum wurden 1.501 Ausbildungsstellen gemeldet. Das sind 282 weniger als im Vorjahresvergleich. Aktuell sind noch 129 Jugendliche auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz; 6 weniger als im Vorjahresvergleich. Demgegenüber sind noch 184 Ausbildungsstellen unbesetzt; 8 mehr als im Vorjahresvergleich.
Insgesamt gab es im Beratungsjahr mehr gemeldete Ausbildungsstellen als gemeldete Bewerber und Bewerberinnen. Rein rechnerisch kommen in MSE auf 100 betriebliche Berufsausbildungsstellen 95 BewerberInnen und auf 100 unbesetzte Berufsausbildungsstellen 70 ‚unversorgte‘ BewerberInnen.
Bei der Pressekonferenz zur Jahresbilanz des Ausbildungsmarktes am 04.11.2024 – die in den Räumlichkeiten der Meban WST GmbH in Neubrandenburg stattfand – zog Andreas Wegner, Leiter der Neubrandenburger Arbeitsagentur, ein gemischtes Fazit für das Berufsberatungsjahr 2023/2024.
„Unsere Bilanz zeigt, dass Betriebe im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte stark in die Ausbildung investieren und eine hohe Bereitschaft zur Einstellung von Auszubildenden haben. Das ist ein positives Signal für die Zukunft der jungen Generation und die Stabilität des regionalen Arbeitsmarktes. Dennoch bleibt es für viele Unternehmen schwierig, geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu finden. Der Wettbewerb um junge Talente wird immer intensiver, auch wenn die Lücke zwischen freien Ausbildungsplätzen und der Zahl der Bewerber kleiner wird. Der Trend hin zu einem klaren Bewerbermarkt setzt sich fort. Besonders kleinere Unternehmen haben oft Probleme, sich erfolgreich gegenüber Jugendlichen zu positionieren. Es wird daher zunehmend wichtiger, als Arbeitgeber aktiv zu werben und innovative Ansätze zu entwickeln, um junge Menschen für das eigene Unternehmen zu gewinnen. Vor allem in handwerklichen und technischen Berufen bleiben viele Ausbildungsplätze unbesetzt.“
Wegner wies zudem auf punktuelle Eignungsprobleme hin: „Wir beobachten bei einigen Bewerbern schulische Defizite und eine geringe Motivation. Darüber hinaus bleibt die Ausbildung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund eine Herausforderung, da hier Sprachbarrieren weiterhin ein großes Hindernis darstellen.“ Er ermutigte die Personalverantwortlichen, „auch Bewerberinnen und Bewerbern eine Chance zu geben, die nicht alle Anforderungen erfüllen, und sich direkt bei ihrer bekannten Ansprechperson im regionalen Arbeitgeber-Service oder über die kostenfreie Servicerufnummer 0800 4 5555 20 über die umfangreichen Unterstützungsangebote der Arbeitsagentur und der Jobcenter zu informieren.“
Die Entwicklung des Ausbildungsmarktes zeigt klare Trends: „Abiturienten und Realschüler mit guten Noten haben eine breite Palette an Auswahlmöglichkeiten, während Schüler mit schlechteren Noten oft vor begrenzten Chancen stehen und seltener von einem dynamischen Bewerbermarkt profitieren. Der Trend zu höheren Schulabschlüssen und dem Wunsch nach einem Studium bleibt weiterhin stark ausgeprägt“, so der Arbeitsagenturchef.
Wie Wegner anmerkte, ist es keine neue Entwicklung – „dass immer mehr junge Menschen nach dem Schulabschluss nicht direkt in Ausbildung oder Studium übergehen, sondern diverse Überbrückungsmöglichkeiten nutzen.“ Gleichzeitig sei Flexibilität bei der Ausbildungsplatzsuche ein Thema: „Viele Jugendliche halten an einem bestimmten Berufswunsch fest und suchen nur in ihrer Heimatregion, was die Chancen stark einschränkt.“ Der Arbeitsagenturchef rät Jugendlichen im Alter von 15 bis 25 Jahren, sich umfassend zu Berufsbildern, Zukunftsperspektiven und Unterstützungsmöglichkeiten beraten zu lassen. “Wer noch keinen Termin hatte, sollte diesen schnell online oder über die kostenfreie Nummer 0800 4 5555 00 vereinbaren. Das Service Center ist montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr erreichbar.
Abnahme in der Anzahl der gemeldeten freien Ausbildungsstellen erfordert differenzierte Betrachtung
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der von Betrieben gemeldeten freien Ausbildungsstellen rückläufig. Dieser Rückgang erfordert eine genauere Analyse der Ursachen. Andreas Wegner betonte: „Es ist wichtig zu unterstreichen, dass dieser Rückgang nicht auf eine mangelnde Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen in unserem Landkreis zurückzuführen ist. Im Gegenteil, die Bereitschaft, junge Talente auszubilden, bleibt unverändert hoch. Allerdings berücksichtigen viele Unternehmen, die in der Vergangenheit Schwierigkeiten hatten, geeignete Auszubildende zu finden, diese Erfahrung nun bei der Meldung ihrer offenen Ausbildungsstellen.“
Knapp 4 von 10 Bewerbern konzentrieren sich auf die zehn beliebtesten Ausbildungsberufe
Wenig überrascht zeigt sich der Arbeitsmarktexperte darüber, dass sich 4 von 10 (512 oder 38%) der BewerberInnen auf die zehn beliebtesten Ausbildungsberufe konzentrieren, obwohl in der Mecklenburgischen-Seenplatte mehr als 200 verschiedene Ausbildungsberufe ausgebildet werden, von denen den meisten Jugendlichen die wenigsten bekannt sind.
Stefan Schewe, Geschäftsführer der Neubrandenburger Meban WST GmbH: „Als Neubrandenburger Unternehmen, dass unter anderem Fenster, Türen und Wintergärten vor allem für Norddeutschland selbst plant, fertigt und montiert, spüren wir die Herausforderungen auf dem Ausbildungsmarkt schon länger und deutlich. Es wird zunehmend schwieriger, geeignete und motivierte Bewerber zu finden, die den Anforderungen und der Leidenschaft für unser Handwerk gerecht werden. Viele junge Menschen haben schulische Defizite, was die Suche nach passenden Auszubildenden weiter erschwert. Auch die Attraktivität von gewerblichen Berufen leidet unter Vorurteilen, die oft auf fehlender Information beruhen. Als mittelständisches Unternehmen sind wir daher gefordert, neue Wege zu gehen, um junge Menschen für uns zu begeistern. Es ist entscheidend, das Interesse der Jugendlichen frühzeitig zu wecken, die Vorteile einer fundierten Ausbildung hervorzuheben und dem Spaß am Erfolg nach einer Anstrengung als persönliche Erfahrung zu erleben. Hier setzen wir auf gezielte Ansprache, Praktika und die enge Zusammenarbeit zur Arbeitsagentur, um den Nachwuchs zu fördern und langfristig zu sichern.“
Hohe Nachfrage trifft auf unbesetzte Ausbildungsplätze
Auf den ersten Blick scheint ein Widerspruch zwischen der hohen Nachfrage nach einem bestimmten Beruf und der Anzahl unbesetzter Ausbildungsstellen zu bestehen: So streben beispielsweise viele Jugendliche eine Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel (Platz 3 in den Top-10 der Berufe der Bewerber) an, während gleichzeitig dieser Beruf auf Platz 1 der Top-10 der unbesetzten Ausbildungsstellen aufgeführt ist. Dies lässt sich jedoch durch verschiedene Faktoren erklären. „Einerseits gibt es ein hohes Interesse an der Ausbildung, was darauf hindeutet“ – sagte Wegner – „dass viele Jugendliche die Perspektiven und Möglichkeiten in diesem Berufsfeld schätzen. Andererseits können unbesetzte Ausbildungsstellen auf Herausforderungen hinweisen, wie etwa die Qualität der Bewerbungen, fehlende Bewerberqualifikationen oder die Attraktivität des Berufs in der Praxis. Es kann auch sein, dass die Ausbildungsstellen nicht immer die gewünschten Rahmenbedingungen oder Anreize bieten, um die Jugendlichen anzuziehen, oder dass die Erwartungen der Jugendlichen an den Beruf und die Realität vor Ort nicht übereinstimmen. Somit resultiert die Diskrepanz zwischen der hohen Nachfrage nach Ausbildungsplätzen und der gleichzeitig bestehenden Zahl unbesetzter Stellen aus einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Faktoren.“
Brücken – die in die Berufsausbildung führen können:
Ein Berufsorientierungspraktikum ermöglicht praxisnahe Einblicke in einen Ausbildungsberuf. Mögliche Fahr- und Übernachtungskosten können von der Agentur für Arbeit übernommen werden.
Der Mobilitätszuschuss bietet einen Anreiz für junge Menschen, ihr bisheriges Wohnumfeld zugunsten einer Ausbildungsaufnahme in einer anderen Region zu verlassen. Dabei kann für das erste Ausbildungsjahr ein Zuschuss in Höhe von zwei Familienheimfahrten monatlich gewährt werden.
Mit der Einstiegsqualifizierung (EQ) können junge Menschen an eine Ausbildung herangeführt werden. Die EQ ist ein sozialversicherungspflichtiges betriebliches Langzeitpraktikum (4 – 12 Monate). Ausbildungssuchende erhalten vom Arbeitgeber eine Praktikumsvergütung, der Praktikumsbetrieb wiederum einen finanziellen Zuschuss zur vereinbarten Vergütung.
Die Assistierte Ausbildung kann junge Menschen bereits bei der Suche nach einem passenden Ausbildungsplatz unterstützen und bei Bedarf später auch ausbildungsbegleitend wahrgenommen werden. Die Auszubildenden erhalten bedarfsgerechten Stütz- und Förderunterricht und sozialpädagogische Begleitung, sofern dies erforderlich ist.
Kontaktmöglichkeiten auf einem Blick:
Ausbildungssuchende können sich auf www.arbeitsagentur.de/bildung/berufsberatung direkt bei der Berufsberatung anmelden und werden danach zu einem Beratungsgespräch eingeladen. Alternativ ist die Berufsberatung auch telefonisch unter 0800 4 555500 (gebührenfrei) erreichbar.
Freie Praktikumsplätze sind auf http://www.arbeitsagentur.de/bildung/praktikum zu finden. Hier können Interessierte auch auf externen, bundesweiten Börsen nach freien Praktikumsstellen suchen. Darunter sind beispielsweise auch spezielle Praktikumsbörsen für besondere Berufe (MINT), für Menschen mit Behinderungen sowie für spezielle Branchen.
Arbeitgeber, die noch auf der Suche nach Auszubildenden sind, können sich an ihre persönliche Ansprechperson im Arbeitgeber-Service wenden. Betriebe, die noch keine Ansprechperson haben, können sich unter 0800 4 555520 (gebührenfrei) oder auf https://www.arbeitsagentur.de/unternehmen/arbeitgeber-service informieren.
Vollständige Presseinformation der Arbeitsagentur