Am 29.08.2023 stellte die Deutsche Industrie- und Handelskammer in Berlin das IHK-Energiewende-Barometer vor. Es ist auf den
schlechtesten Wert seit seiner erstmaligen Erhebung im Jahr 2012 gefallen. Bei der Vorstellung des Barometers 2023 sagte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks: „Das Vertrauen der deutschen Wirtschaft in die Energiepolitik ist aktuell auf einen Tiefpunkt gesunken. Nie waren die Sorgen um die eigene Wettbewerbsfähigkeit größer.
“ Das Barometer basiert auf den Einschätzungen von Betrieben aus der Breite der deutschen Wirtschaft. Der aktuellen Erhebung liegen die Antworten von insgesamt 3.572 Unternehmen zugrunde, auch 47 Unternehmen aus M-V haben sich an der Umfrage beteiligt. „Während früher die Unternehmen auch Chancen in der Energiewende gesehen haben, überwiegen nun in der Einschätzung der gesamten Wirtschaft die Risiken“, so Dercks.
„Weite Teile unserer Wirtschaft treibt die Sorge um eine auch mittel- und langfristig mangelhafte Energieversorgung stark um. Das ist eine insgesamt
besorgniserregende Entwicklung, die wir alle sehr ernst nehmen sollten.
Was bedeutet das für M-V? „Die Akzeptanz der Energiewende ist auch bei vielen Unternehmen in M-V stark in Frage gestellt“, fasst Klaus-Jürgen Strupp, Präsident der IHK zu Rostock, derzeit die geschäftsführende IHK der IHKs in M-V, zusammen. Dies sei besonders auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass M-V zum Ausbau der Erneuerbaren Energien seit Jahren einen hohen Beitrag leistet, dies sich letztlich für die regionalen Verbraucher aber nicht auszahlt: Im Gegenteil: Die Stromkosten sind in unserem Bundesland wesentlich höher als in anderen Bundesländern, insbesondere durch die hohe Belastung
durch regionale Verteilnetzentgelte. „Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Regionen, die besonders hohe Anteile zum Gelingen der Energiewende leisten, sollten auch davon profitieren und dürfen am Ende nicht mit den hohen Kosten, wie etwa für den Netzausbau und die Verteilung, allein gelassen werden!“ Die IHKs in MV weisen seit Langem auf diese Problematik hin und fordern eine Reform der Netzentgelte, die zu einer fairen Verteilung der Kosten führt. Diese sei dringend überfällig, so die IHKs in MV, um mehr Akzeptanz für die Energiewende zu erzielen und die Investitionsbereitschaft der Wirtschaft insgesamt zu
erhöhen. Auch das Energiewende-Barometer macht deutlich: Die fehlende Planbarkeit und Verlässlichkeit in der Energiepolitik bremst aus Sicht der Betriebe unternehmerische Entscheidungen in die Zukunft aus.
„Mit der Industriestrategie M-V 2030 haben wir zehn Handlungsfelder mit über 140 Handlungsempfehlungen formuliert. Gerade das Kapitel, Wertschöpfungspotenziale der Erneuerbaren Energien ausschöpfen‘ ist eine Steilvorlage für eine zukunftsorientierte Energiepolitik. ,Come to where the power is‘ muss die klar wahrnehmbare Leitlinie einer aktiven Wirtschaftspolitik des Landes gemeinsam mit den IHKs und den Unternehmen vor Ort sein“, äußerte Strupp.