Am 31.08.2023 lud die Wirtschaftsförderung Mecklenburgische Seenplatte GmbH (WMSE) zur mittlerweile siebenten digitalen Vortrags- und Diskussionsrunde #MSEwasserstoff zum Thema „Alternative Kraftstoffe der Zukunft“.
Mehr als 90 Teilnehmende unterschiedlichster Branchen, aus Institutionen und Verwaltungen deutschlandweit, nutzten die Möglichkeit, sich aus verschiedenen Blickwinkeln über Kraftstoffalternativen der Zukunft informieren zu lassen, direkt und live in den Austausch mit den zugeschalteten Experten zu gehen.
Einen umfassenden Überblick über gegenwärtige und künftig erforderliche Kraftstoffe samt Herstell- und Speicherprozessen gab Dr. Andreas Menne, Abteilungsleiter Low Carbon Technologies beim Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT. Sein Fazit: „Angesichts einer begrenzten Energiemenge und begrenzter Möglichkeiten der Generierung neuer, nachhaltiger Energiequellen ist Effizienz wichtiger denn je. Künftig müssen – neben der Aufgabe für jeden einzelnen, bewusst und effizient mit den verfügbaren Energiequellen umzugehen – alle Faktoren rund um Energieverfügbarkeit, Energieimport, technische Umsetzung, operative Kosten und Investitionskosten in Infrastruktur und Transport berücksichtigt werden. Energielösungen werden zwangsläufig diverser und individueller – abhängig von Einsatz, Region und Sektorkopplung.“
Torsten Grahn, Geschäftsführer der Mecklenburg-Vorpommerschen Verkehrsgesellschaft mbH (MVVG), ging auf das Thema Alternative Antriebe im Öffentlichen Personennahverkehr ein. Bei seinen Ausführungen berief er sich auf die praktischen Erfahrungen des ÖPNV, den das Unternehmen im Landkreis MSE gewährleistet – über 5.500 km2, 8,3 Millionen Fahrplankilometern und mit 6,3 Millionen Beförderungsfällen im Jahr. Nach dem Gesetz zur Beschaffung sauberer Straßenfahrzeuge, das Anbieter öffentlicher Verkehre seit August 2021 verpflichtet, emissionsarme oder – freie Fahrzeuge zu beschaffen, hat das Fraunhofer Institut im Auftrag der MVVG eine umfassende Machbarkeitsstudie für alternative Antriebsformen im Raum MSE erstellt. Auf Basis der Analyse von Kosten, Wirkungsgraden, verfügbaren Tankstelleninfrastrukturen und der relativ kurzen Umläufe von maximal 260 km kommen für den ÖPNV in MSE derzeit nur akkubetriebene Fahrzeuge in Frage. Zumal auch diese schon mit Investitionen in Höhe von rund 120 Mio. Euro verbunden sind, für die die MVVG sich um Bundes-Fördermittel bewerben wird. Brennstoffzellenbetriebene Fahrzeuge wären angesichts der relevanten Aspekte für MSE eine derzeit unrealistische und unverhältnismäßig teure Variante – inklusive der Abhängigkeit von einer noch nicht ausreichend verfügbaren Tankstellenstruktur.
Jens Kohlmann, Vice President Asset Management der Carnival Maritime GmbH, präsentierte die Perspektiven von Wasserstoff als Antriebsmöglichkeit aus Sicht eines Kreuzfahrtschiffbetreibers. Das Unternehmen mit Marken wie Aida oder Costa Cruises sieht sich hinsichtlich des Ziels einer CO2-Neutralität bis 2050 wie alle Anbieter veränderten Konditionen gegenüber – durch steigende Energiekosten, Inflation, steuerliche und finanzielle Restriktionen. Auch hier entscheidet letztendlich eine passende Lösung für künftige Antriebsformen. Die synthetische Biokraftstoffe oder Wasserstoff sein können – Verfügbarkeit, annehmbare Transport- und Speichermöglichkeiten vorausgesetzt. Realistischer ist, dass die Kreuzschifffahrt den weltweiten maritimen Antriebsformen folgen wird – mit Tendenz zu Brennstoffzellen-Hybridmodellen, basierend auf Methanol-Lösungen. „Grundsätzlich wird die Schifffahrt steigenden Energiekosten jedoch nur mit cleverem Design und effizienten Konvertern begegnen können“, sagt Kohlmann.
Den thematischen Bogen des Tages schloss Marvin Wenzel, Programm Manager Erneuerbare Kraftstoffe der NOW GmbH mit den Möglichkeiten der BMDV-Kraftstoffförderung. Diese deckt in den Säulen 1 und 2 Projekte aus Entwicklung und Demonstration ab, in Säulen 3 und 4 in Erzeugung und Markthochlauf. Zu den ersten beiden Säulen gehören dabei die noch bis 2024 laufende Förderrichtlinie für die Entwicklung regenerativer Kraftstoffe und die Schaffung einer Technologieplattform für PTL-Kraftstoffe mit Umsetzung ab 2024. Zu den Säulen 3 und 4 gehören die Förderrichtlinie für Investitionen in Erzeugungsanlagen regenerativer Kraftstoffe, die 2024 veröffentlicht werden soll sowie die ebenfalls für 2024 geplante Fördermaßnahme für den Markthochlauf der OTL-Kerosin Produktion (Ptl-Kero). Hinsichtlich der Möglichkeiten einer Förderung mit Bundesmitteln steht die NOW GmbH Interessierten jederzeit unterstützend zur Seite – von der ersten Idee bis zur Ausformulierung der Beantragung. Wenzel ermunterte die Teilnehmenden also, diesbezüglich jederzeit Kontakt zu den Fördermittelberatern der NOW GmbH aufzunehmen.
Dies nahm WMSE-Geschäftsführerin Sabine Lauffer in ihrem Schlusswort auf und verwies noch einmal darauf, dass die Mitschnitte aller #MSEwasserstoff-Veranstaltungen mit den jeweiligen hochkomplexen Vorträgen und den Kontaktdaten der Referenten auf der WMSE-Webseite zur Verfügung stehen. Außerdem unterstütze auch die WMSE bei Informations- und Kontaktbedarf zu relevanten Branchenexperten.
Die nächste #MSEwasserstoff findet Anfang Dezember 2023 statt.