Ein Drittel der Unternehmen in Norddeutschland sehen aufgrund der hohen Energiepreise ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland in Gefahr. Auch auf die Investitionspläne der Betriebe wirken sich die Kosten für Energie negativ aus: 29 Prozent investieren weniger in betriebliche Kernprozesse, während 20 Prozent angeben, dass sie Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen zurückstellen. 13 Prozent sparen bei Mitteln für Forschung und Innovationen.
Das sind die Ergebnisse des DIHK-Energiewendebarometers 2024 für 13 Industrie- und Handelskammern in Norddeutschland.
Die Umfrage unter 503 norddeutschen Betrieben ergab zudem, dass 23 Prozent die Auswirkungen der Energiewende auf ihre Wettbewerbsfähigkeit als sehr positiv oder positiv bewerten. Etwa 38 Prozent betrachten die Auswirkungen als negativ oder sehr negativ.
„Gerade Norddeutschland kann mit seiner hohen Produktionskapazität für erneuerbare Energien, wie Windenergie, Photovoltaik, Geothermie und Biomasse, von der Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft profitieren. Um diese Potenziale zu nutzen, benötigen die Unternehmen Entlastungen sowie
Verlässlichkeit und Planbarkeit von der Politik“, sagt Dr. Bernhard Brons, Vorsitzender der IHK Nord.
Denn als größte Hindernisse für die Transformation benennen die Unternehmen fast gleich häufig zwei Themen: fehlende Planbarkeit und Verlässlichkeit in der Energiepolitik (57 Prozent) sowie zu viel Bürokratie (56 Prozent). An dritter Stelle folgen langsame Planungs- und Genehmigungsverfahren (48 Prozent). Somit kommen die von der Bundesregierung geplanten Maßnahmen zum Bürokratieabbau und Beschleunigung von Planungsverfahren bisher nicht bei den Unternehmen an.
„Der Ausbau der Stromnetze und der Aufbau einer Infrastruktur für Wasserstoff müssen dringend umgesetzt werden. Die norddeutschen Unternehmen brauchen planungssicheren Zugang zu Wasserstoff, und zwar in allen Regionen, um damit, neben weiteren Möglichkeiten, ihre betrieblichen Klimaschutzziele erreichen zu können“, so Brons. Die mit 79 Prozent am häufigsten gewünschte politische Maßnahme für eine sichere, bezahlbare und umweltverträgliche Energiewende ist eine Senkung von Steuern und Abgaben auf den Strompreis.
„Die durch den Ausbau der erneuerbaren Energien verursachten Netzkosten und die aktuellen Regelungen bei Netzentgelten führen dazu, dass Stromverbraucherinnen und -verbraucher in Regionen, die den Ausbau maßgeblich vorantreiben, überwiegend finanziell benachteiligt werden.
Verbraucherinnen und Verbraucher im Norden müssen eine unverhältnismäßig starke Last der Kosten für Netzentgelte tragen. Die von der Bundesnetzagentur angestoßenen Reformen müssen schnell umgesetzt werden, um diese Benachteiligung auszuräumen. Ohne die hohen Netzentgelte und wenn es die Möglichkeit gäbe, die geringen Gestehungskosten der Erneuerbaren direkt vor Ort weiterzugeben, hätte Norddeutschland den günstigsten und nachhaltigsten Strom in Deutschland.
Nach unserem Motto ‚Come to where the Power is‘, würde die Energie damit zum Standortfaktor werden und wertschöpfungsintensiven Industrien einen Anreiz bieten, sich im Norden anzusiedeln“, erläutert Brons abschließend.
Ergebnisse des Energiewendebarometers zum Download: www.ihk-nord.de